Die folgenden Ausführungen sind eine Ergänzung des im TRADERS 01/2013 veröffentlichten Artikels “So erkennen Sie versteckte Divergenzen". Darin wurde gezeigt, wie mittels der Kombination der Accumulation Distribution Line (ADL) und dem Chaikin Oszillator (CHO) Bearish Hidden Divergennces (Bull Setup) erkannt und gehandelt werden können.
Von den dargestellten Trades war das Ergebnis des Long Trade im Euro-Bund-Future offen geblieben. Im Dezember 2012 gab es mehrere Möglichkeiten mit Gewinn aus dem Trade auszusteigen.
Im Bild ist der Trade seit dem Einstieg am 26.10.2012 dargestellt. Das Setup für den Einstieg wurde im Strategieartikel im TRADERS 01/2013 beschrieben.
Der Euro-Bund-Future stieg zunächst dynamisch an und tendierte anschließend seitwärts. Der Stopp-Loss konnte bereits in den Gewinn auf den SL 3 nachgezogen werden. Zu diesem Zeitpunkt war ein bärische Divergenz im CHO zu beobachten (siehe Stopplinie im CHO), welche aber von der ADL nicht bestätigt wurde. Dennoch war es ein erstes Achtungszeichen für eine Trendabschwächung.
Mit dem Kontraktwechsel auf den 03/2013er-Kontrakt kam es zu einem Up-Gap. (Sofern Sie den Trade direkt im Future oder via CFD auf den Future gehandelt hätten, wäre Ihre Position vor dem Kontraktwechsel zwangsweise liquidiert wurden. Beim Handel mit Zertifikaten hingegen nicht.)
Die ersten drei Notierungen im neuen Kontrakt lagen im Kurs und in der ADL außerhalb des oberen Bollinger-Bandes. Der CHO bestätigte diese Bewegung hingegen nicht und divergierte erneut bärisch.
Der Trailing-Stopp lag zu diesem Zeitpunkt beim SL 4. Wenn man nun den bisher erzielten Buchgewinn mit dem Stopp Loss Niveau vergleicht, wird das Dilemma deutlich. Beim SL 4 beträgt der Gewinn 117 Pips, unter dem dem Shooting Star am Top (im Bild als Take Profit (TP) 1 markiert) 487 Pips. In Erwartungswerten ausgedrückt 0,96 bzw. 3,99. Was nun tun? Die Position mit fast 4 R am TP 1 ausstoppen lassen oder das Risiko eingehen, den Trade mit nur 117 Pips zu beenden?
Natürlich haben Teilgewinnmitnahmen noch keinem Trader geschadet. Gerade wenn die Notierungen außerhalb der Bollinger-Bänder liegen, ist es dies ratsam.
Doch es handelt sich hierbei um eine Handelsstrategie mit definierten Ein- und Ausstiegen. Eine subjektive Bewertung des Trades anhand des Buchgewinns verhindert diszipliniertes Trading. Die Lösung heißt Vertrauen. Vertrauen in das (eigene) Handelssystem.
Der Trailing-Stopp ist gemäß Strategie Snapshot mit dem letzten Swing-Tief bzw. ADL-Tief definiert. Also heißt es abwarten, bis eine der Bedingungen eintrifft. Am 17.12.2012 markiert die ADL ein tieferes Tief im Vergleich zur Notierung vom 13.12.2012. Der Stopp-Loss wird somit direkt unter das Tief vom 17.12.2012 nachgezogen und am Folgetag ausgelöst. Der Trade wird am SL 5 mit einem Gewinn von 394 Pips beendet. Dies entspricht einem Erwartungswert von 3,23.
Sofern der Stopp Loss nur über die Swing-Tiefs nachgezogen wurden wäre, ist zu unterstellen, das der Trade am 03.01.2013 mit Unterschreiten des Tiefs vom 19.12.2012 beendet wurde, da sich zu diesem Zeitpunkt ein gut sichtbares Top in Form eines 1-2-3 Hoch vollendete. Für die drei beschriebenen Ausstiege sind die Ergebnisse in der Tabelle zusammengefasst.
Auch wenn mit den Strategieparametern nicht der maximale Gewinn gesichert wurde, handelt es sich dennoch um einen sehr guten Erwartungswert. Gegenstand einer Strategie ist die Definition von wiederkehrenden, profitablen Setups. Nur so ist dauerhaft ein erfolgreiches Trading möglich.
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